Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Alkohol in Dänisch-Ostindien

Ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) von Dr. des. Tobias Delfs und Prof. Dr. Martin Krieger

 

Denmark Tavern

(Sog. Denmark Tavern, Serampore, Copyright: Tobias Delfs, 2016)

 

Hervorgehend aus einem unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Krieger (Geschichte Nordeuropas, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) durchgeführten und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt entsteht derzeit ein Buch über „Alkohol in Dänisch-Ostindien“. Martin Krieger und ich werden darin Handel, Produktion und Konsum von alkoholischen Getränken sowie damit einhergehende öffentliche Debatten in den dänischen Handelsplätzen in Indien (1620-1845) behandeln. Das Buch soll 2019 im Peter Lang Verlag in den Kieler Werkstücken (Reihe B: Beiträge zur nordischen und baltischen Geschichte) erscheinen. Auf der Grundlage einer hervorragenden Quellenlage vor allem für das 18. und beginnende 19. Jahrhundert werden die aus Europa importierten Mengen (Wein, Bier, Branntwein, etc.), der Umfang der Produktion und des Konsums vor Ort, sowie die Re-exporte von dänischen Handelsplätzen innerhalb Asiens analysiert. Zudem wird die quantitative Komponente des Alkoholkonsums anhand von Auktionsprotokollen mit der materiellen Kultur (z.B. dem Besitz von Gläsern oder spezifischem Mobiliar) in Beziehung gesetzt. Bei der qualitativen Analyse wird es dann um die Kontextualisierung des Konsums im sozialen Umfeld (Orte und Institutionen des Alkoholgenusses, Anlässe und soziale Akzeptanz) gehen. Daneben stellt sich die Frage nach dem Missbrauch (Alkoholismus), den sich daraus ergebenden Folgen sowie nach den zeitgenössischen Temperenz-Diskursen innerhalb der kolonialen Bevölkerung, zu der u.a. auch Missionare Herrnhuter und Dänisch-Hallescher Provenienz gehörten.

Die besondere Relevanz des Projektes ergibt sich aus der Tatsache, dass der Alkohol mit seinen ökonomischen und sozialen Implikationen in der kolonialen Welt ein zentrales Konsumgut darstellte, welches für den Indischen Ozean der Frühen Neuzeit allerdings so gut wie unerforscht ist. Die vergleichsweise geringe Größe der dänischen Handelsplätze wie dem südindischen Tranquebar oder dem bei Kalkutta gelegenen Serampore erlaubt eine ganzheitliche Betrachtung des Themas mit Modellcharakter.