Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Aspekte normativer Historiographie in Aurobindo Ghoses The Human Cycle

Dissertationsprojekt von Aleksandra Boss

 

Im Westen vor allem als Mystiker und Dichter bekannt, war Aurobindo Ghose einer der produktivsten neovedantischen Philosophen, dessen Traktate, Gedichte und Übersetzungen vedantischer Texte Mitte des 20. Jahrhunderts weltweite Bekanntheit erlangten. 1872 in Kolkata geboren, verbrachte er seine Jugend in England, wo er eine westliche Ausbildung genoss, um nach Indien zurückzukehren und den Wünschen seiner Familie entsprechend dem Indian Civil Service beizutreten. Statt eine Beamtenkarriere zu verfolgen schloss er sich jedoch antikolonialen Widerstandsgruppen an  und wurde im Jahre 1909 im Zusammenhang mit diesen Aktivitäten zu einer einjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Nach seiner Freilassung zog er sich vom politischen Aktivismus nach Pondicherry zurück und wurde dort schließlich zu dem Mystiker und Dichter, als welcher er heute am bekanntesten ist. Dort schrieb er auch das Traktat The Human Cycle, welches 1949 veröffentlicht wurde. Dieses wird meist als metaphysische Abhandlung rezipiert, welche Ansätze indischer und westlicher Philosophie verbindet und Thesen bezüglich der Entwicklung von Mensch und Gesellschaft formuliert. Das hier vorgestellte Projekt untersucht die spezifisch historiographische Bedeutung von The Human Cycle. Beleuchtet wird mit einem diskursanalytischen Ansatz, inwiefern Ghose in diesem Text ein differenziertes System normativer Geschichtsschreibung konstruiert, welches sich auf selbstreflexive Weise im Kontext seiner Entstehungsdekade verortet und besonders im Zusammenhang der indischen Unabhängigkeit relevant ist.

 

Aleksandra Boss studierte zunächst Amerikanistik und Spanisch an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie schloss den Bachelorstudiengang 2012 mit einer Arbeit über die Funktionen von Hinduismus in der amerikanischen Literatur des mittleren 19. Jahrhunderts ab. Bis 2014 absolvierte sie darauf hin einen Masterstudiengang in Amerikanstik, während sie auch von 2013 bis 2017 ein Masterstudium im Fach Moderne Süd- und Südostasienstudien abschloss. Seit Herbst 2018 promoviert sie am IAAW über neovedantische Geschichtsschreibung.