Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Abstract Annabelle Springer


Voice of the Public: Synergien zwischen Politik, Gewalt und zeitgenössischer visueller Kunst in Thailand

Thailands politische Instabilität ist kein rezentes Phänomen, sondern ein bereits seit Jahrzehnten anhaltender Prozess, der die sozialen Spannungen des Landes insbesondere nach der Asienkrise 1997 widerspiegelt. Dieser soziale, ökonomische und politische Rahmen hat auch die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst in Thailand stark geprägt. Dabei steht die königstreue Gruppe elitärer Globalisierungsbefürworter und -profiteure („Gelbhemden“) einer Mehrheit von finanziell schwachen, hauptsächlich in der Landwirtschaft tätigen Wählern („Rothemden“) gegenüber.

Diese Spaltung prägt auch die Kunstszene. Dabei spielen Restriktionen seitens der Regierung, Konformismus und Harmoniebedürfnis seitens der Künstler, die sich auf einem internationalen Markt Anerkennung und Akzeptanz erhoffen, aber auch die individuelle und kritisch hinterfragende Haltung thailändischer Nachwuchskünstler eine entscheidende Rolle. Der Fokus des Projekts liegt auf der Schnittstelle von künstlerischer Produktion im öffentlichen Raum und der Bedeutung sowie der Verarbeitung von rezenten politischen Ereignissen und deren Dokumentation mittels social media. Welche Wege werden gesucht, um zeitgenössische Kunst nicht nur in traditionellen Galerien oder Museen zu zeigen? Hat sich eine informelle Kunstszene etabliert? Welche Versuche werden unternommen, um Kunst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und verständlich zu machen?

Das Projekt soll einen Einblick in die lokalen Kunstszenen von Bangkok und Chiang Mai und deren Reaktionen auf die politischen Spannungen geben. Wie werden die politische Spaltung des Landes und die gewaltsamen Unruhen wahrgenommen? Werden diese künstlerisch verarbeitet, umgedeutet oder ignoriert? Welche Rolle spielen social media (gibt es hier ähnliche Muster wie beim Arabischen Frühling in Ägypten?).

Studien zur zeitgenössischen visuellen Kunst gehören in der Ethnologie zu einem populären Forschungsfeld, in dem Ansätze aus den Cultural Studies ebenso aufgegriffen werden wie kunst- und medienanthropologische Fragestellungen. Das Projekt strebt an, diese vielseitigen Zugriffe zu kombinieren und auf künstlerische Produktionen zu fokussieren.