Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Abstract Jan Dreßler


Zwischen Absolutismus und konsensueller Regierungsführung - Die Bedeutung des Vizekönigtums im Institutionengefüge südostasiatischer Monarchien unter besonderer Berücksichtigung Siams, 1600 - 1885

Die politische Geschichte der indisierten Völker Südostasiens, und Siams im Besonderen, bietet zahlreiche Hinweise auf eine Institution der Monarchie, die als mahā uparāja (Pali: „großer, Unter-König“; im folgenden als Vizekönig übersetzt) bekannt geworden ist. Die ambivalente rechtliche und politische Position dieses Amtes innerhalb des siamesischen Institutionengefüges äußerte sich in jeweils epochenspezifischen Ausprägungen der Beteiligung der Amtsträger an der Staatslenkung. Dieses Phänomen einer quasi bipolaren Figuration der höfischen Gesellschaft, geprägt durch parallele Armee- und Verwaltungsstrukturen, wurde bisher keiner fundierten historischen Analyse unterzogen.

Bisherige Studien zur südostasiatisch-buddhistischen Herrschaftsideologie ignorieren weitgehend Faktoren wie legale und faktische Schranken der monarchischen Machtvollkommenheit und die Mechanismen einer einvernehmlichen Regierungsführung, wie sie die Institution des siamesischen Vizekönigtums erforderte und darstellte.

In dieser Fallstudie soll anhand des Studiums schriftlicher Zeugnisse aus thailändischen und europäischen Archiven die historische Überlieferung durch die Einbeziehung tatsächlicher Hinterlassenschaften vizeköniglicher Amtsführung bereichert werden, um die Entwicklung dieser Form einer institutionalisierten Machtteilung von ihren mutmaßlichen Anfängen im 16. Jahrhunderts bis zum Aufkommen einer effektiven Autokratie während des 19. Jahrhunderts zu beschreiben und gegebenenfalls Erklärungen für die spezifische Entwicklung dieser Institution anzubieten.