Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Entgiftungs- und Verjüngungsprozesse: Therapeutische Verjüngungsprozesse und pharmakologische Entgiftungsmethoden in der zeitgenössischen Tibetischen Medizin Indiens und Nepals

 

Projekt gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projektdauer voraussichtlich bis 31.08.2014

Projektleitung: Dr. Barbara Gerke

 

 

Zusammenfassung:

Therapeutische Verjüngungsprozesse und pharmakologische Entgiftungsmethoden in der zeitgenössischen Tibetischen Medizin Indiens und Nepals: Eine kritische Analyse kultureller Übersetzungen an Hand von ethnographischen Fallbeispielen und tibetischen Medizintexten zu Vitalität, Toxizität und Altern.

 

In der tibetischen Medizin hängt Vitalität und Verjüngung unmittelbar sowohl mit körperlicher als auch mit pharmakologischer Entgiftung von dafür verwendeten Heilpflanzen zusammen. Dieses Forschungsprojekt untersucht an Hand von ethnographischen Fallbeispielen und eigenen Übersetzungen von klassisch-tibetischen Medizintexten Vorstellungen und Praktiken zu therapeutischen Verjüngungsprozessen und pharmakologischen Methoden zur Entgiftung von Heilsubstanzen, die in der heutigen tibetischen Medizinpraxis in Indien und Nepal zur Vitalisierung und gegen das Altern angewendet werden. Mithilfe theoretischer Ansätze aus der Übersetzungswissenschaft und der Ethnologie wird kritisch analysiert, wie medizinische Konzepte traditionell tibetischer und schulmedizinischer Erkenntnistheorien von zeitgenössischen Ärzten und Pharmakologen der tibetischen Medizin, die zunehmend biomedizinischen Einflüssen ausgesetzt sind, in beide Richtungen inter-und transkulturell übersetzt und reinterpretiert werden.

Methodisch kombiniert die Forschung textbezogene Analyse mit ethnographischer Feldforschung in Dharamsala und vergleichenden Fokusstudien in Sarnath und Kathmandu, wo Ärzte und Pharmakologen der tibetischen Medizin heute praktizieren, mit dem Ziel vergleichbare, kulturspezifische Vorstellungen, die Verjüngungsprozessen und Entgiftungsmethoden zugrunde liegen, zu verstehen. Die Forschung ist von akademischer, medizinischer sowie gesellschaftlicher Relevanz. Sie ist insbesondere interessant im Kontext aktueller Kontroversen zur Toxizität und Schwermetallkontamination von global vermarkteten asiatischen Elixieren und Tonika. Die Resultate, als Monografie und in Form von Artikeln in akademischen Zeitschriften publiziert, werden einen originellen, vertiefenden Beitrag zur aktuellen Diskussion über sozio-kulturell geprägte Vorstellungen von Altern, Vitalität und Toxizität in asiatischen Medizinsystemen leisten.