Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Promotionsprojekte

Laufende Promotionen

 

Sievert von Stülpnagel

Arbeitstitel: "The Light Tone in Taiwanese Southern Min"

Die Töne des taiwanischen Süd-Min (Bân-lâm-gí 閩南語) sind berüchtigt für ihre Komplexität. Der Grund hierfür liegt neben der bloßen Anzahl an Tonkategorien vor allem an dem komplizierten System von Tonsandhi-Regeln, dem sie unterliegen. Als Folge dieses Systems besitzt jede Tonkategorie zwei unterschiedliche Ausspracheweisen (Sandhi-Zustände). Darüber hinaus existieren zwei Varianten des so genannten Leichten Tones (khin-siann 輕聲), welche einen Verlust von tonalen Merkmalen darstellen. Die Frage, welche dieser insgesamt vier möglichen Aussprachevarianten (zwei Sandhi-Zustände und zwei Varianten des Leichten Tones) für jede einzelne Silbe verwendet werden muss, hängt dabei von der syntaktischen und prosodischen Umgebung der betreffenden Silbe ab. Die Alternation zwischen den beiden Sandhi-Zuständen ist mittlerweile größtenteils verstanden, doch die Mechanismen, welche das Verhalten der Leichten Töne kontrollieren, bleiben weitgehend unerforscht. Die Zielsetzung der Dissertation ist es, diese Lücke zu schließen. Neben einer eingehenden Beschreibung der phonetischen Eigenschaften der verschiedenen Arten von Leichtem Ton soll sie sich vor allem mit der Frage beschäftigen, unter welchen Umständen welche Art von Leichtem Ton verwendet werden. Aus den Ergebnissen soll eine allgemeine Regel für die Verwendung der Leichten Töne abgeleitet werden, welche sich in den bereits bestehenden Tonsandhi-theoretischen Rahmen einfügt. Zum Zwecke der Datensammlung wird eine Feldstudie vor Ort durchgeführt.

 

Juliane Weber

Arbeitstitel: "Die Entwicklung der Sinologie in Deutschland mit besonderem Fokus auf den Sprachunterricht des klassischen Chinesisch"

In den letzten Jahrzehnten verzeichnete die Nachfrage nach Chinesischkompetenzen einen rapiden Zuwachs, wobei sich das Lernziel auf einen starken kommunikativen Charakter ausrichtete. Das klassische Chinesisch und die Lektüre klassischer Texte trat bzw. tritt an vielen deutschen Hochschulen zunehmend in den Hintergrund. Das Projekt soll in diesem Hinblick die Wissenschaftsgeschichte der deutschen Sinologie und die Dynamik des Faches Chinesisch untersuchen. Augenmerk wird hierbei eine systematische Datenerhebung und Analyse der Disziplinhistorie und Didaktik des klassischen Chinesisch sein, um das Zusammenwirken der institutionellen, personellen und fachlich-inhaltlichen Situation, sowohl in Historie als auch Gegenwart, bemessen zu können.

 

Abgeschlossene Promotionen

 

Shuo Teng

"Metaphernübersetzung aus moderner chinesischer Literatur ins Deutsche: Eine korpusbasierte Untersuchung zu Übersetzungsproblemen und Lösungsmöglichkeiten"

Disputation am 25. Juni 2018

 

Julia Wasserfall

"Prestige and Pretentiousness: The English Language in Taiwan and Singapore"

Disputation: 23. September 2019

English has long since spread into the Chinese-speaking world and the subsequent language contact between English and Mandarin has aroused considerable academic interest throughout the recent decades. As the status and functions of English range from official language and medium of instruction in Singapore to foreign language in Taiwan, both regions provide different contexts for English-Mandarin contact and are, therefore, believed to produce different outcomes of the same. On the basis of this hypothesis the current project systematically describes and compares language contact phenomena and outcomes in Taiwan and Singapore, focussing on natural and spontaneous speech. In addition, factors influencing the outcome of English-Mandarin contact (e.g. language attitudes, language planning and policies, etc.) will be determined and evaluated through a comparative analysis of the sociolinguistic settings.

 

Martin Mellech

"Code-Switching in taiwanesischen Daily-Talkshows als multimodale Inszenierung. Eine korpusbasierte Untersuchung"

Disputation: 16. Dezember 2019

Das Dissertationsprojekt thematisiert das Phänomen Codeswitching (hinfort: CS) in Taiwan mit Fokus auf den Gesprächsbereich Mediengespräche/TV-Talkshows und untersucht es auf der Grundlage eines audio-visuellen Sprachkorpus. Talkshows werden hier per definitionem als inszenierte und gleichzeitig als natürlich-arrangiert geführte öffentliche Gespräche verstanden. Das Projekt befasst sich mit der Thematik, weshalb Gesprächsteilnehmer in taiwanesischen Talkshows ihre Ausdruckspräferenz verändern, indem sie in Guóyǔ-Gesprächssituationen gehäuft CS zwischen dem Guóyǔ (als Basis-Sprache) und dem TH (als eingebettete Sprache) verwenden, um situative Handlungsziele subjektiv bestmöglich zu erreichen. Ferner wird untersucht, wie sich dies nicht nur verbal, sondern auch para- und nonverbal manifestiert. Die zentrale These des Projektes lautet somit: Um situative kommunikative Handlungsziele in Guóyǔ-Gesprächssituationen taiwanesischer Daily-Talkshows optimal zu realisieren, handeln Sprecher in Taiwan im Sinne des Rational-Choice-Modells vermittels TH-CS rational, wobei zusätzlich paraverbale und nonverbale Mittel unterstützend zum Einsatz kommen. Hierzu soll folgenden zwei Forschungsfragen nachgegangen werden:

Forschungsfrage 1: Was sind die Funktionen von TH-CS in Guóyǔ-Gesprächssituationen im Rahmen taiwanesischer Talkshows?

Forschungsfrage 2: Inwieweit unterstützen paraverbale und nonverbale Parameter die Funktionen von TH-CS auf der verbalen Ebene?