Die Rāmāyaṇa- und Mahābhārata-Darstellungen am Kṛṣṇa-Tempel des Palastplatzes von Pāṭan, Nepal
Das Dissertationsprojekt zielt darauf ab, zwei Relieffriese am nördlichen Kṛṣṇa-Tempel des Palastplatzes von Pāṭan (Nepal) eingehend zu beschreiben und zu analysieren. Obwohl der ganz aus Stein errichtete Kṛṣṇa-Tempel einer der auffälligsten und bedeutsamsten Tempel dieses Palastplatzes ist, ist er doch nur begrenzt dokumentiert. Die Relieffriese an der Außenseite des Tempels sind von besonderem künstlerischen Interesse. Sie illustrieren Szenen der beiden großen indischen Epen: Das untere Schmuckband zeigt Szenen aus dem Rāmāyaṇa, das Band im ersten Obergeschoss Szenen aus dem Mahābhārata.
Nach derzeitigem Wissensstand sind die Rāmāyaṇa-Darstellungen am Kṛṣṇa-Tempel von Pāṭan die bedeutendsten ihrer Art in ganz Nepal, die Mahābhārata-Darstellungen sogar die einzigen. Darstellungen des Rāmāyaṇas und des Mahābhāratas an Tempelfassaden finden sich insbesondere in Südindien, in Karnataka und Tamil Nadu. Anhand kontrastierender Darstellungen in Südindien sollen regionalspezifische Ausprägungen hinduistischer Glaubensformen kenntlich gemacht werden. Aufschluss über die Art der frühen nepalesischen Eposüberlieferung kann ebenfalls der Vergleich mit literarischen Überlieferungen geben, da die Darstellungen am Kṛṣṇa-Tempel frühere Zeugnisse der nepalesischen Eposüberlieferungen darstellen als ihre literarischen Pendants. Die Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur Erschließung und Sicherung des kulturellen Erbes Nepals und lässt darüber hinaus auf neue Erkenntnisse im Bereich der nepalesischen Kunst- und Kulturgeschichte hoffen.
Das Dissertationsprojekt wird von der Gerda Henkel Stiftung gefördert.
Jessica Berg, geboren 1987, studierte von 2008 bis 2011 Kunstgeschichte Südasiens, Indische Philologie und Religionswissenschaften an der Freien Universität Berlin. In ihrer Bachelorarbeit befasste sie sich mit Architektur, Kultbild und Ornamentik des Śiva-Tempels in Jogeśvarī, einem Randbezirk Mumbais. Ebenfalls an der Freien Universität Berlin schloss sie 2014 ihr Masterstudium der Kunstgeschichte im globalen Kontext mit dem Schwerpunkt Südasien ab. In ihrer Abschlussarbeit befasste sie sich mit den Ājīvikas. Anhand bildlicher sowie literarischer Überlieferungen wurden Einblicke in Lehren und Ethik der religiösen Gemeinschaft gewährt. Während zahlreichen Aufenthalten in Südasien (Indien, Nepal und Sri Lanka) betrieb sie Feldforschung vor Ort und vertiefte ihre Fach- und Sprachkenntnisse. Seit Februar 2016 promoviert sie am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Grundlagen für das Dissertationsprojekt wurden während eines Forschungsaufenthalts in Nepal Ende 2015 geschaffen.