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Wahrnehmungen und Lösungsansätze westdeutscher Journalisten im Nord-Süd-Ungleichgewicht mit Fokus auf Indien und Pakistan in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts

Dissertationsprojekt von Martina Franke

 

Der Zeitraum von 1945 bis 1989 war bestimmt von Dekolonisation und globaler ideologischer Polarisation. Die Konkurrenz zwischen den beiden Supermächten und ihrer Verbündeten lenkte den Fokus in politischer wie wirtschaftlicher Hinsicht auf die nun souveränen Staaten der 'Dritten Welt'.

Die Beziehungen der jeweiligen politischen Eliten der Länder des Südens zu den Ländern des Nordens wurden geprägt durch den Willen zur Modernisierung nach dem Vorbild der Industrienationen als 'nachholende Entwicklung'. Die Intention der industrialisierten Länder war es, die Rohstofflieferungen zu gewährleisten und neue Absatzmärkte zu gewinnen. Entwicklungshilfeleistungen sollten die jungen Staaten anfangs politisch stabilisieren und den Geberländern wirtschaftliche Vorteile sichern. Der humanitäre Aspekt trat aufgrund des sich vergrößernden Ungleichgewichts zwischen den Ländern des Nordens und des Südens im Laufe der Zeit stärker in den Vordergrund.

Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der Wahrnehmung der Länder Südasiens und speziell Indiens durch die westdeutsche Öffentlichkeit der 1960er bis zum Anfang der 1980er Jahre.

Journalisten mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen sorgten dabei durch Auswahl und Kommentierung von Nachrichten für Information und Orientierung und trugen zur politischen Willensbildung in der eigenen Gesellschaft und auch zum Image der Länder Südasiens bei.

Eine intensive Berichterstattung nicht nur über Indien, sondern auch über Pakistan, Bangladesh und über weitere Länder auch Südostasiens erfolgte gerade in diesem Zeitraum aufgrund der globalen ideologischen Polarisation aber auch aufgrund der längeren Informationswege vor Beginn des digitalen Zeitalters.

Von Teilen der Historiker wird die Bedeutung der Medien bei der Imagebildung, im Besonderen von Indien, eher negativ bewertet. Dies wird darauf zurückgeführt, dass sich die Medien bis auf wenige Ausnahmen in unangemessener Weise auf die ökonomische Entwicklung des Landes konzentrierten und andere Bereiche außer Acht ließen. Die Quellenbasis beschränkt sich auf einige Artikel und Sendungen, die nicht näher formal und inhaltlich untersucht und interpretiert wurden.

Nicht nur die medialen Aussagen, sondern auch die Journalisten selbst sollten, so die Hauptthese dieser Arbeit, differenzierter betrachtet und die Quellenbasis erweitert werden. Der Prozess der Konstruktion sozialer Wirklichkeiten im Nord-Süd-Ungleichgewicht kann dadurch eingehender analysiert und die Vernetzung mit Politikern und Wissenschaftlern wahrgenommen werden.

Die Positionen von Journalisten werden über ihre Aussagen und Handlungen in Zusammenhang mit Erkenntnissen der Wissenschaftler und Maßnahmen der Politiker in diesem Zeitraum gebracht. Das Ziel ist es, die Machtwirkung und Wissensproduktion dieses Diskurses über die Einbindung von Journalisten, Wissenschaftlern und Politikern in den Entwicklungsdiskurs zu verdeutlichen.

 

 

Martina Franke, geb. 1963, studierte bis 1989 Geschichte an der Universität Heidelberg. Danach schloss sich das Kontaktstudium Sprachandragogik an der Universität Mainz an. Seit 1989 folgten Tätigkeiten in der Erwachsenenbildung, im kaufmännischen Bereich und in der Verwaltung. Seit 2004 arbeitet sie am Biochemie-Zentrum der Universität Heidelberg und begann 2008 parallel dazu mit dem vorliegenden Dissertationsprojekt.