Janheinz Jahn-Archiv
Janheinz Jahn-Archiv
Mit finanzieller Hilfe der Fritz Thyssen-Stiftung erwarb das Seminar für Afrikawissenschaften 2005 auf Initiative von Prof. Flora Veit-Wild den persönlichen Nachlass des Schriftstellers, Herausgebers und Übersetzers Janheinz Jahn. Er gilt als der wichtigste deutschsprachige Vermittler afrikanischer Literaturen und Kulturen im Nachkriegsdeutschland. Seine Arbeit wird bis heute weit über Deutschlands Grenzen hinaus geschätzt. Nach einer Begegnung mit dem Dichter und späteren senegalesischen Präsidenten, Léopold Sédar Senghor, am 1. Dezember 1951 im Haus von Erica de Bary in Frankfurt, begann Jahn anglo- und frankophone Lyrik aus Afrika und dem karibischen Raum zu sammeln. Eine Auswahl erschien 1954 in der Anthologie Schwarzer Orpheus: Moderne Dichtung afrikanischer Völker beider Hemisphären, die Deutschland erstmals in Kontakt mit afrikanischer Poesie brachte und wegweisend für die Beschäftigung mit afrikanischer Literatur im deutschsprachigen Raum wurde. Ihrem Herausgeber verhalf diese Publikation unerwartet zu Prominenz. In den darauf folgenden 20 Jahren veröffentlichte Jahn weitere Anthologien, aber auch vielbeachtete Werke zur Rezeption afrikanischer und afroamerikanischer Literaturen, wie z. B. Muntu: Umrisse der neoafrikanischen Kultur (1958), Die neoafrikanische Literatur: Gesamtbibliographie von den Anfängen bis zur Gegenwart (1965) sowie Who is Who in African Literature (1972). Seine umfangreiche Privatbibliothek zur modernen afrikanischen Belletristik und Dichtung, die zum Teil heute seltene Erstauflagen bedeutender afrikanischer und afroamerikanischer Autoren enthält, ging nach Jahns Tod in den Besitz der Universität Mainz über. Diese Sammlung bildet die Grundlage der nach Janheinz Jahn benannten Bibliothek für afrikanische Literaturen (http://www.jahn-bibliothek.ifeas.uni-mainz.de).
Foto: Marc Eils
Sein privater Nachlass fand den Weg in die Bibliothek des Instituts für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Unzählige, aus Jahns Feder stammende, zum Teil unveröffentlichte Kurzgeschichten, Theaterstücke, Essays und Radio-Features sowie eine Vielzahl von Übersetzungen afrikanischer und afroamerikanischer Autoren bieten ein breites Betätigungsfeld für die Literatur und Kulturwissenschaft. Eindrucksvolle Bild- und Audioquellen, welche bekannte Autoren in Bild und Wort festhalten, vervollständigen das Material, ebenso wie umfangreiche, teils auf persönlichen Freundschaften beruhende Korrespondenzen mit Autoren, Verlegern und Politikern, u.a. Aimé Césaire, Langston Hughes, Abiola Irela, Wole Soyinka und Léopold Sédar Senghor.
2007-2010 förderte die Thyssen-Stiftung das Forschungsprojekt Aufbruch und Umbruch: Die Wirkungsgeschichte von Janheinz Jahn (1918-1973) als Vermittler afrikanischer Literaturen in Deutschland
(Leitung Prof. Flora Veit-Wild, Mitarbeiterin Anja Schwarz). Im Zuge des Projekts wurde das Nachlassmaterial archivarisch aufgearbeitet und in den Katalog des HUB-internen OPAC eingespeist. Forschende aus aller Welt reisen seither an die HU-Berlin, um in diesem Archiv zu arbeiten.
2018/2019 fand unter der Leitung von Prof. Susanne Gehrmann unter Mitarbeit von Dr. Ibou Diop, Emma Schütze, Elias Hock und Marc Eils eine umfassende Rearchivierung statt, durch welche die fragilen Papierdokumente des Archivs nun besser geschützt sind. Hördateien wurden digitalisiert; das umfangreiche Photo- und Diamaterial aus konservatorischen Gründen teils in die Zentralbibliothek ausgelagert.
Ausgewählte Materialien des Archivs sind seit 2021 in einer von Dr. Ibou Diop kuratierten Ausstellung des Humboldt-Labors im Humboldt-Forum zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=1dxqe1ILGbw
Die Korrespondenzen Jahns wurden 2022/23 unter der Leitung von Dr. Yong-Mi Rauch digitalisiert und gehören nunmehr zu den digitalen Sammlungen der HU-Berlin.
https://sammlungen-digital.hu-berlin.de/viewer/cms/46/
Der Zugang zum digitalen und physischen Janheinz Jahn-Archiv erfolgt nach persönlicher Absprache und auf Antrag an die Universitätsbibliothek. Interessierte, die das Nachlassmaterial einsehen wollen, wenden sich bitte an:
Prof. Dr. Susanne Gehrmann
Humboldt-Universität zu Berlin
Seminar für Afrikawissenschaften
Unter den Linden 6
10099 Berlin
Der Antrag auf Benutzung ist an die Leiterin der historischen Sammlungen der HU-Berlin zu stellen:
Dr. Yong-Mi Rauch
Humboldt-Universität zu Berlin
Universitätsbibliothek
Leiterin der Historischen Sammlungen
Unter den Linden 6
10099 Berlin
Aktuelle Forschungsaktivitäten mit Bezug zum Janheinz Jahn-Archiv
Vortrag in der BnF/am ITEM, Paris (Juni 2024) und Publikationen zu "L’œuvre de Senghor au prisme des archives berlinoises : genèse et génétique des traductions allemandes de Senghor" ; Kooperation von Susanne Gehrmann und Giuseppe Sofo (U. Ca’ Foscari Venedig)
Die trilaterale Forschungsgruppe BOBIB (Black Orpheus Berlin, Ibadan, Bordeaux) erforscht gefördert von der Alexander von Humboldt Stiftung „Cross-Connections between Nigeria and Négritude in the Decades of Decolonization“ basierend auf dem Jahn-Archiv und dem Nachlass von Abiola Irele in Ibadan (Laufzeit 2024-2027).
Projektleitung: Susanne Gehrmann, Sylvère Mbondobari & Aderemi Raji-Oyelade
Vortrag von. S. Gehrmann im ZfL, Berlin (November 2024): « Grand Prix de l’Afrique noire en 1963 … mort en Allemagne en 1984 ». Eine Archivrecherche zu Jean-Ikelle Matiba
(Stand August 2024)