Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Dr. Hannelore Lötzke

Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte | Wissenschaftlicher Werdegang | Publikationen | Rezension Indologie und Südasienstudien
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Name
Dr. Hannelore Lötzke
Status
Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in

In Erinnerung an Dr. Hannelore Lötzke

भावपूर्ण श्रद्धांजलि

Wir trauern um unsere geschätzte Kollegin, die uns am 15. Juli 2022 unerwartet und plötzlich verlassen hat.

Hannelore Lötzke war der Humboldt-Universität zu Berlin seit vielen Jahrzehnten eng verbunden. Nach ihrem Diplomstudium der Indologie 1971-1975 promovierte sie 1986 über den Dorfroman als neue literarische Strömung in der Hindi-Literatur. Ihr Hauptinteresse galt auch in der Folge der Literatur des unabhängigen Indien mit dem Schwerpunkt moderne Hindi-Literatur, sowohl in der Forschung als auch in ihren zahlreichen Übersetzungen von Prosawerken und Gedichten namhafter indischer Autor:innen, wie z.B. Bhisham Sahni, Uday Prakash, Nirmal Verma und Gagan Gill. Zusätzlich zu ihren eigenen Übersetzungen machte sie sich als Herausgeberin von Sammlungen indischer Kurzgeschichten um die Popularisierung indischer Literatur im deutschsprachigen Raum verdient. Hierzu zählt z.B. der von ihr herausgegebene Sammelband Bhisham Sahni: Der Preis eines Huhns. Erzählungen  (Lotos Werkstatt 2015).

Schon während ihres Studiums begann Hannelore Lötzke die Mitarbeit am Handwörterbuch Hindi-Deutsch, eine Grundlagenpublikation für den deutschsprachigen Raum (Hg. Margot Gatzlaff-Hälsig, Buske-Verlag, 2. durchges. Auflage 2013). Ebenfalls bereits als Studentin begann sie sich mit der Geschichte des Sprachunterrichts am Orientalischen Seminar der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität zu beschäftigen; dies war eine wichtige Vorarbeit für ihren späteren Aufsatz zur Geschichte der neuindologischen Studien in dem von ihr gemeinsam mit Maria Framke und Ingo Strauch herausgegebenen Band Indologie und Südasienstudien in Berlin: Geschichte und Positionsbestimmung (Berlin: Trafo 2014. /Studien zur Geschichte und Gegenwart Asien, Bd. 4).

Von 1994 bis 2017 leitete Hannelore Lötzke die Hindi-Sprachausbildung am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität. Ihr Unterricht war gewissenhaft, strukturiert und anspruchsvoll, gleichzeitig auch lebendig und praxisorientiert. So vermittelte sie Generationen von Studierenden nicht nur die Grundlagen und Feinheiten der Hindi-Sprache, sondern ermöglichte ihnen auch einen Zugang zur indischen Literatur, Geschichte und Gesellschaft. Ihre Leidenschaft für Literatur und Übersetzungsfragen teilte Hannelore mit ihren Studierenden in Lektüre-Seminaren zur modernen Hindi-Prosa und gestaltete mit ihnen Lesungen und Literaturveranstaltungen an der indischen Botschaft in Berlin. Ihr Interesse an Fragen der Übersetzungspraxis aus modernen indischen Literaturen mündete unter anderem in das von ihr herausgegebene Buchprojekt Hindi-Großstadtgeschichten (Buske-Verlag, 2011). Kurse zu landeskundlichen Themen und zur Geschichte des Hindi-Films standen ebenfalls auf ihrem Lehrprogramm. Hervorzuheben ist ihr persönliches Engagement für viele Studierende, denen sie bei fachlichen Schwierigkeiten sowie bei Bedarf auch in privaten Krisen motivierend zur Seite stand.

Hannelore Lötzke hatte einen Geist, der nie stillstehen wollte. Ihre neue Lebensphase gestaltete sie aktiv mit dem Besuch von kulturellen Veranstaltungen, sie reiste gerne, besuchte Familie und Freunde. Intensiv pflegte sie den Kontakt mit Kollegen, ehemaligen Studierenden und Weggefährten. Wir hatten gehofft, sie noch lange auf einem Spaziergang durch den Treptower Park, einem Ausflug nach Potsdam, einem Ausstellungsbesuch oder zu Kaffee und Kuchen im Plänterwald zu begleiten.

Liebe Hanni, du fehlst.