Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Tsuji Hitonari

 

Geb. 1959 in Tokyo. Äußerst vielseitige Persönlichkeit. Begann zunächst als Musiker. Seine erste Rockband "Echoes" gründete er 1981. Musikalisch ist er inspiriert von der englischen Rockmusik der sechziger und siebziger Jahre, gespickt mit ein wenig amerikanischem Blues und viel Serge Gainsbourg.

Seine literarische und cineastische Bildung ist französisch geprägt. Als Jugendlicher entdeckt er Robbe-Grillet, Boris Vian - und Belmondo in Pierrot le fou. 1999 bei einer Preisverleihung erinnert er sich des Schönsten, was Frankreich ihm gegeben hat: die Freiheit, die Dinge anders zu machen.

Sein erster Roman, "Pianishimo" (Pianissimo), erhielt den Subaru- Literaturpreis. 1992 gründete er das Literaturmagazin "Gagyû" und 1995 führte er erstmalig Regie bei dem Film "Tenshi no wakemae" (Anteil der Engel). 1997 wurde ihm der Akutagawa-Preis für "Kaikyô no hikari" (Licht auf dem Kanal) verliehen. "Sennen Tabito" (Wanderer in tausend Jahren) ist ein Großprojekt, für das er im folgenden Jahr die Story und das Filmscript verfasste, gleichzeitig Regie führte und die Musik komponierte.

1999 wieder ein ungewöhnliches Projekt: gemeinsam mit der Schriftstellerin EKUNI Kaori verfasste er eine zweibändige Liebesgeschichte, worin er den Part des Mannes übernahm und Ekuni aus der Perspektive der Frau schrieb. Im selben Jahr erhielt er als erster Japaner den Prix Femina Award für die französische Übersetzung seines Romans "Hakubutsu" (Weißer Buddha).

2000 schrieb er das Script für die TV-Serie "Ai wo kudasai" (Gib mir Liebe!) - die Erkennungsmelodie, der Song "Zoo", den er bereits als Bandleader der Echoes geschrieben hatte, wurde durch die Serie zum großen Hit.

Zu seinen weiteren (insgesamt annähernd 20) fiktionalen Werken gehören "Nyûton no ringo" (Newtons Apfel), "Haha naru nagi to chichi naru shike" (Mütterliche Stille und väterlicher Sturm) sowie die Essaysammlung "Garasu no tenjo" (Glasdecke).

2007 ist "Pianishimo, pianishimo" erschienen, eine Wiederaufnahme seines Debütromans. Diesmal thematisiert er nicht die Befindlichkeiten der Jugend der 1980er, sondern die unterschwellige, nicht greifbare Angst der Jugendlichen in Japan heute.

Für März 2008 ist die deutsche Übersetzung seines Romans "Weißer Buddha" bei Piper angekündigt.

TSUJI Hitonari lebt seit 2003 mit seiner Frau, der Schauspielerin NAKAYAMA Miho, und dem Sohn Juto in Paris. Der Kalligraph TSUJI gehört bislang zur nicht-öffentlichen Seite des Künstlers. 2002 nahm er an der Berlinale teil. Die Übersetzung eines Auszuges aus seiner Erzählung "Wunder" (Mirakuru) findet sich in Heft 16 der Kleinen Reihe der MOG von 2001.

Warten auf die Sonne ("Taiyô machi") ist auf Japanisch 2001 erschienen, also an der Schwelle zum neuen Jahrtausend geschrieben. Mit diesem Buch will Tsuji den Abschied vom 20. Jh. zelebrieren und ins 21. Jh. hinüberretten, was nicht vergessen werden sollte.

Warten auf die Sonne
Roman. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe
Piper Verlag, München Zürich, 2006.