Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Intensivsprachkurs Bambara in Bamako

Bambara-Intensivsprachkurs an der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Fakultät (FLSL = Faculté des Lettres, das Langues et des Sciences du Langage) der Universität Bamako, Mali

Die Germanistische Abteilung der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Fakultät (FLSL) der Universität in Bamako führt alljährlich im Februar/März für vier Wochen einen Intensivsprachkurs Bambara durch. Der Unterricht erfolgt am Vormittag  ergänzt durch Pausensnacks und Mittagessen in der Mensa, am Nachmittag gibt es für die Kursteilnehmer oft Exkursionen oder Aufgaben der Vorbereitung auf Unterrichtsthemen des Folgetags.

Der Intensiv-Sprachkurs ist aufbauend konzipiert, gewöhnlich für Absolventen des 3. Semester in Bambara. Die Fakultät bietet aber auch Sprachkurse unterschiedlicher Niveaus für individuell Forschende an. Die Lehrenden haben zumeist selbst mehrere Forschungssemester an deutschsprachigen Universitäten verbracht und haben Bambara-Unterrichtserfahrung.

Da die TeilnehmerInnen oft sehr unterschiedliche Sprachniveaus mitbringen, ist der Intensivkurs dialogisch aufgebaut, geht somit individuell auf die jeweiligen Fähigkeiten ein und bezieht kommunikative Hausaufgaben in den Unterricht ein, über die in den Gastfamilien gesprochen werden soll. Die verschiedenen Informationen und Gesprächserfahrungen aus den jeweiligen Familien  werden dann am Folgetag von den Kursteilnehmern zusammengetragen als Vorbereitung eines bestimmten Unterrichtsthemas. Die Lehrenden haben zudem einen Reader mit Sachtexten, Geschichten und Übungen erstellt. Es werden mehrere Exkursionen organisiert, während derer die Möglichkeit besteht, mit Menschen aus bestimmten Handwerks- und Berufsgruppen über deren Arbeit zu sprechen oder sich mit Studierenden der geisteswissenschaftlichen Fakultät auszutauschen. Zwei Exkursionen dienen der Besichtigung kultur-historischer Orte der Mande-Region mit Führung in Bambara.

Die Unterbringung und Verpflegung erfolgt in erfahrenen Gastfamilien. Die Warmherzigkeit und gastfreundliche Offenheit gehört in Mali ohnehin zur Tradition. Durch die Aufnahme der Studierenden als „Kind der Familie“ erweitern die KursteilnehmerInnen in der Alltagskommunikation mit den so gewonnenen Gastgeschwistern, Gasteltern, Großeltern, Nachbarn und Kindern ihre kommunikativen Kompetenzen. Das Erleben des Familienalltags und die sprachliche Einbeziehung in die Familiengespräche führen in kürzester Zeit zu erstaunlichen Fortschritten der KursteilnehmerInnen.

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Absolventenbericht des Sprachkurses Bambara in Bamako

Im Frühjahr hatten wir, fünf Studenten des Instituts für Asien und Afrikawissenschaften die Möglichkeit nach Mali zu reisen und an der Universität von Bamako einen Sprachkurs zu absolvieren. Wir Alle lernten zu diesem Zeitpunkt bereits seit knapp zwei Jahren Bamanankan( Bambara), bei Frau Anke Nehrig. Bamanankan wird aktiv in Mali gesprochen und ist darüber hinaus eine der wichtigsten Verkehrssprachen Westafrikas. Unsere Dozentin selbst hatte bereits vor 12 Jahren an der Sprachfakultät der Universität Bamako (Faculté des lettres, des langues et des Sciences du Langage) einen ähnlichen Kurs belegt. Seitdem besteht ein reger Kontakt mit den dort ansässigen lehrenden Professoren. Der damalige Kursleiter Prof. Dr. Brahima Camara ist mittlerweile Dekan der Fakultät und war auch dieses Mal zusammen mit den Professoren Mahamdou Kanté, Salabary Doumbia, Mamadou Koné für den Sprachkurs zuständig.

 

Ankunft und Integration

Wir erreichten den Flughafen von Bamako am Samstag um 0.55Uhr. Als wir aus dem Flugzeug stiegen, kam uns gleich die schwüle Abendluft entgegen und unsere Gastfamilien fischten uns aus dem Gedränge und empfingen uns herzlich. Sie nahmen uns dann mit zu sich nach Hause, in dem wir für den kommenden Monat leben konnten. Die ersten beiden Tage nutzten wir, um unsere Familien näher kennen zu lernen, das Viertel zu erkunden und mit den Nachbarn Bekanntschaft zu machen. Wir alle bekamen gleich zu Anfang einen malischen Namen, und das zurecht, wie wir in der folgenden Zeit feststellen konnten. In Mali hat das Begrüßen einen hohen Stellenwert, man fragt immer und jeden, wie es ihm, seiner Familie und den Menschen auf dem Hof (somògò) geht, wie der Tag verlaufen ist und so weiter. Und dann kommen die sog. Scherzbeziehungen hinzu, die an den Nachnamen gebunden sind. Scherzbeziehung, das heißt, dass man sich gegenseitig beleidigen kann, selbst wenn man sich gar nicht kennt. Klingt zunächst merkwürdig, ist aber wirklich toll, wenn man selber daran teilnimmt und merkt welchen Sinn das hat. Oft ist das Eis mit Fremden gleich gebrochen, wenn man den anderen als Dumm deklariert oder ihn zum „Bohnenfresser“ macht. Besonders als Weißer, von dem eigentlich keiner vermutet, dass er Bambara spricht und schon gar nicht sich in den Scherzbeziehungen auskennt. So konnte man den typischen Rollen entfliehen, die Weiße dort meist einnehmen, wir kamen nicht als Helfende oder Lehrende, sondern wir waren Lernende, die an der malischen Kultur interessiert sind.

 

Unterricht

Der Unterricht in der Uni war wirklich toll, weil vielfältig. Einer der Lehrer, der ehemalige Gastgeber von Frau Nehrig, Herr Doumbia, hat mit uns vor allem Grammatik und Übersetzungsarbeiten gemacht, die uns im restlichen Alltag weiterhelfen konnten. Mit dem einem unserer Gastgeber, Herrn Koné, haben wir meist Texte gelesen, Märchen aus dem Mandereich, Legenden oder Sachtexte über das Anbauen von Gemüse oder dem Alltag von Frauen und Männern. Und wir hatten auch Unterricht bei dem Chef der Fakultät, der mit uns viel über seine Forschungsarbeiten über Jägerbünde in Westafrika geredet hat, die auch heute noch Bedeutung haben. Durch diesen abwechslungsreichen Unterricht war es uns möglich, nicht nur unser Bambara stark zu verbessern, sondern auch viel weitläufiger als vorher angenommen uns der Kultur in dieser Region vertraut zu machen. Es war auch wirklich gut, dass der Unterricht immer schon um 8 anfing und auch nur bis 12 Uhr ging, denn die Hitze machte einem mittags etwas zu schaffen. Manche von uns kamen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, den Sotaramas zur Uni, was jedes Mal aufs Neue interessant sein kann, weilman dort in Gespräche kommt oder manche Leute sich wundern, dass ein Weißer sich in die meist sehr engen und einfachen Busse setzt. Man muss auch erst mal in die Routen der unterschiedlichen „Sotaramas“, deren Start und Endpunkte hindurchsteigen, denn ausgeschildert war gar nichts, das ging nur über Kommunikation. Zu unserem Glück waren immer hilfsbereite Menschen zur Stelle, die uns zu den richtigen Bussen lotsten.

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Freizeit

Nach der Uni haben wir Schüler meist etwas zusammen unternommen, sind durch die Stadt gefahren, haben uns Parks angesehen, sind ins Schwimmbad gegangen oder haben uns mit Leuten, die wir kennengelernt hatten, getroffen.So haben wir die verschiedenen Seiten Bamakos kennengelernt: Das quirlige Zentrum mit tausenden Mopeds, Straßenständen Verkäufern usw. Dort war es zwar immer sehr interessant, wird aber auf Dauer anstrengend, sodass wir in den letzten Wochen eher Orte aufgesucht haben, die ruhiger waren, z.B. den Parc National oder die Insel im Niger von Salif Keita.

 

Ausflüge

In dem Kurs waren zwei Ausflüge ins westliche Umland von Bamako mit inbegriffen. An einem Wochenende fuhren wir so nach Siby, einem kleinen Örtchen auf der Route nach Guinea mit einem riesigen Markt und vor allem einem beeindruckenden Berg, auf den wir hinaufgeklettert sind und von dem aus man die gesamte Region überblicken konnte. Das riesige Loch durch den Felsen soll nach dem berühmten Sundjata-Epos der Vorfahre der Camara „Kamanjan“ mit seinen magischen Kräften durch den Wurf eines Messers gemacht haben. Außerdem sahen wir noch andere historische Stätten, wie die Grotte „Fanfanba“. Lange konnten wir auf dem „Kamanjan-Berg“ nicht bleiben, denn dort brannte die Sonne besonders stark, sodass wir auf den Markt flüchteten, auf dem wir uns mit kühlen Getränken erfrischten. Den zweiten Ausflug machten wir nach Kankaba  („Kaba“ genannt), einer der wichtigsten Kulturhistorischen Stätten Malis 80km von Bamako. Wir sahen den „Kaba-Bolon“ eine riesige Lehmhütte mit Strohdach, in der sämtliche Fetische und andere historische Gegenstände der Zeit von Sunjata (bzw. aus dem Epos von Sunjata)  eingeschlossen sind. Alle sieben Jahre wird das Dach dieses Hauses neu Gedeckt und es wird das gesamte „Mande-Epos“ von den Griots aus Kela rezitiert. Die gesamt-Präsentation dieses berühmten Epos mit vielen Gesang- und Tanzeinlagen dauert ungefähr drei Tage. Diese all-sieben-jährige Zeremonie gehört zur Liste des immatriellen Weltkulturerbes der UNESCO.

Von Kangaba aus fuhren wir zu einer weiteren heiligen Stätte, eine Lichtung im Wald, genannt „Kurukan-fuga“. Dort sieht man erstmal nichts und wir waren erstaunt, warum diese Stätte uns gezeigt wurde. Uns wurde erzählt, dass dort nach dem Krieg in Kirina 1236 eine berühmte Charta des Mande-Reichs erlassen wurde, in der die Gleichberechtigung aller Ethnien bestimmt wurde und die Akzeptanz der unterschiedlichen Berufe propagiert wurden, Sklaverei und Überfälle auf Nachbarn verurteilt wurden, aber auch Formen der Gerichtsbarkeit und Entschädigung erlassen wurden. (Grundsätze der Gleichheit und der Nichtdiskriminierung, die individuelle Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und Solidarität) Eine politische Form, oft mit einer ‚vorkolonialen Demokratie‘ verglichen, durch die das Mande-Reich eines der größten Reiche der Welt werden konnte.

 

Gesamteindruck

In dem gesamten Monat haben wir uns alle wirklich sehr wohl dort gefühlt, was wohl in erster Linie an der unbeschreiblichen Gastfreundschaft und der unkomplizierten Art unserer Familien lag, die man wirklich nicht genug preisen kann. Es war wirklich toll, durch die Familie viel über den Alltag, Gebräuche und Sitten von Maliern zu lernen, und noch schöner war es, dass es gar nicht schlimm war, wenn man mal in Fettnäpfchen getreten ist, weil klar war, dass man noch nicht alle (Spiel-)Regeln kennen kann. Aber auch die anderen Menschen, die wir in der Zeit getroffen haben, gaben uns immer das Gefühl willkommen zu sein. Selbst von der eigentlich so angespannten politischen Lage, bekam man relativ wenig mit, nur ständige Polizei und Militärpräsenz an wichtigen Orten (Parlament, Wohnort des Präsidenten usw), machte deutlich, wie prekär die Lage eigentlich ist.

Wir wollen uns auch Bei Promos und dem DAAD bedanken, der diesen Sprachkurs finanziell unterstütze. Der größte Dank gilt neben Gastfamilien allerdings Anke Nehrig, die diesen Kurs mit ihrem Engagement erst möglich gemacht hat. Durch sie besteht der Kontakt zur Uni in Bamako, zu den Lehrern und Gastfamilien. Wir würden uns sehr wünschen, dass auch malische Deutschstudenten die Möglichkeit bekämen, hier einen Sprachkurs zu absolvieren.

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J. von Plato