Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Klaus Pringsheim - "aus Tokyo!"

Sein Beitrag zum musikalischen Kulturtransfer zwische Europa und Japan


Am 24. Juli  feiert die literarische Welt den 135. Geburtstag der Zwillinge Katia und Klaus Pringsheim. Während Katia als „Frau Thomas Mann“ weltberühmt wurde, ist ihr Bruder bis heute nur wenigen bekannt. Dabei hatte er sich im Berlin der 1920er Jahre bereits als Dirigent des ersten Mahler-Zyklus der Philharmoniker sowie als Kritiker für die „Weltbühne“ bzw. den „Vorwärts“ einen Namen gemacht.

1931 bewarb er sich auf die Position des Leiters des Orchesters der Kaiserlichen Musik-Akademie in Tokyo. Sein persönlicher Hintergrund als Spross einer bedeutenden Münchner Familie und seine berufliche Qualifikation dürften für seine Berufung sicherlich ebenso entscheidend gewesen sein, wie seine Bekanntschaft mit dem einflussreichen japanischen Dirigenten Konoe Hidemaro, der in den 20er Jahren in Berlin studiert hatte.

In Japan erreichte Pringsheim mit den Aufführungen des Akademie-Orchesters ein großes Publikum. Dabei wurden viele Werke v.a. Gustav Mahlers erstmals in Japan gespielt. Die Liveübertragung eines Konzerts  zum 70. Geburtstag von Richard Strauss schrieb 1934 Radiogeschichte. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland stand das weitere Schaffen Pringsheims in Japan freilich unter keinen guten Vorzeichen.

Nach dem Krieg lebte er einige Jahre bei seinem Schwager Thomas Mann in Kalifornien. 1951 kehrte er noch einmal nach Japan zurück, u.a. um an der Musashino-Akademie Komposition zu unterrichten. Der am 7. Dezember 1972 verstorbene Pringsheim fand auf dem Friedhof Kamakura Reien seine letzte Ruhe.

Der Vortrag widmet sich unbekannten biografischen Aspekten und arbeitet eine sensible musikalische und kulturelle Begegnung heraus, die nicht selten von Missverständnissen geprägt, aber durchaus erfolgreich war.

 

Der Theater- und Musikwissenschaftler Dr. Ralf Eisinger promovierte an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität und war als Operndramaturg u.a. am Nationaltheater Mannheim und am Badischen Staatstheater Karlsruhe engagiert. Intensive Beschäftigung mit den Kulturen Südost- und Ostasiens führte ihn nach Birma und Kambodscha, wo er auch Studienreisen leitet. Darüber hinaus war er als Lehrbeauftragter an Musikschulen und Hochschulen in Rangun, Phnom Penh und Saigon tätig. Seit mehreren Jahren hält der Referent regelmäßig Vorlesungen an der National Academy of Music, Hanoi.