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“Luxuriöse Armut” (Zeitaku binbō, 1960) - Ein Schlüsselwerk der Schriftstellerin Mori Mari. Vorstellung und Lesung in Auszügen

Vortrag von Charlotte Stubbe (Humboldt-Universität zu Berlin), 26. Oktober 2023

Die Autorin Mori Mari (1903-1987) ist bekannt für ihre Memoirschriften wie Chichi no bōshi  (“Vaters Hut”, 1957) und Erzählungen wie Koibito-tachi no mori (“Wald der Liebenden”, 1961) oder Kareha no nedoko (“Das Bett aus welkem Laub”, 1962), die frühe Beispiele für von Frauen geschriebene Literatur über romantische Beziehungen zwischen Männern sind. 

Im vielfältigen Gesamtwerk der ältesten Tochter von Mori Ōgai stechen jedoch ebenso ihre Erzählungen über den kuriosen Alltag der autobiographisch inspirierten Figur Mure Maria heraus, die sich inmitten von handverlesenen, farblich abgestimmten Gläsern, Blumen, Porzellan und Handtüchern in ihrer kleinen, heruntergekommenen Wohnung ein ästhetisches Paradies erschaffen hat – zumindest ihrer Wahrnehmung nach. Die in diesen Texten aufscheinende Philosophie der “luxuriösen Armut”, die Bezeichnung der Autorin für diesen bewusst und selektiv hedonistischen Lebensstil in finanziell schwierigen Zeiten, fasziniert Leser:innen bis heute.

 

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Mori Maris Küche im Jahr 1982

 

Der Vortrag basiert auf einer Bachelorarbeit, die 2023 am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften eingereicht wurde. In deren Rahmen entstand auch die erste Übersetzung in eine europäische Sprache des gleichnamigen Textes Zeitaku binbō (“Luxuriöse Armut”, 1960), mit dem Moris Beschäftigung mit diesem Kernthema begann. Im Rahmen der Veranstaltung erläutert Charlotte Stubbe biographische und werkhistorische Kontexte und thematisiert relevante sprachliche sowie stilistische Charakteristika. Weiterhin wird herausgearbeitet, wie die Autorin die Prinzipien der “luxuriösen Armut” verwendet, um ihre Protagonistin gesellschaftlich zu positionieren. Im Format einer Lesung geben Auszüge aus der Übersetzung zudem direkte Einblicke in die originelle Welt von Mure Maria.


Charlotte Stubbe hat an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Hitotsubashi-Universität in Tokio Regionalstudien Asien/Afrika mit Schwerpunkt Japan studiert. Aktuell setzt sie ihr Studium am IAAW im Masterstudiengang “Asien-/Afrikastudien” fort. Seit 2021 ist sie als studentische Mitarbeiterin an der Mori-Ōgai-Gedenkstätte tätig.