Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Antiasiatischer Rassismus in Deutschland: Kontinuitäten, Gegenwart und Formen des Widerstands

Vortrag von Dr. Kimiko Suda

Mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 manifestierte sich auch in den deutschsprachigen Gesellschaften ein starker antiasiatischer Rassismus. Das gilt für die medialen Debatten um den Ursprung des Virus, aber auch für die vielfältigen Formen von Gewalt, die oftmals in der Öffentlichkeit gegenüber Menschen mit ost- bzw. südostasiatischer Migrationsgeschichte ausgeübt wurde. Seither ist die Existenz dieser spezifischen Form des Rassismus in der politischen Öffentlichkeit als Problem anerkannt. Gleichwohl werden seine historische Genese im deutschen Kontext wie auch die Versuche der Betroffenen, sich zu wehren, bisher kaum untersucht.

Dieser Vortrag beleuchtet historische sowie aktuelle Ausprägungen des antiasiatischen Rassismus bzw. Formen des Widerstands. Die Analyse der gegenwärtigen Situation stützt sich auf empirische Erkenntnisse aus einem Community-Survey und einer Tagebuchstudie aus dem Jahr 2020, Interviews zu institutionellem Rassismus in einem Berliner Jobcenter (2023) sowie Langzeitbeobachtungen aus der Mitarbeit in Projekten der postmigrantischen Selbstorganisation (2007–2025). Abschließend werden theoretische und praxisbezogene Überlegungen zu den Potenzialen und Herausforderungen des Sammelbegriffs „asiatisch“ im Kontext von Rassismus, des strategischen Essentialismus und der antirassistischen Selbstrepräsentation in Deutschland diskutiert.

 

Mori Ōgai befasste sich mit antiasiatischem Rassismus, u.a. in der Veröffentlichung Kōka ron kōgai 黄禍論梗概 (Zusammenfassung [der westlichen Diskussion zur] Gelben Gefahr), Shunyō Dō 春陽堂 1904.

 

Kimiko Suda absolvierte ein Studium der Sinologie, der chinesischen Sprache sowie der Soziologie an der Freien Universität Berlin. Anschließend war sie als Projektassistentin und Projektmanagerin im China-Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Beijing tätig. Ihre Promotion an der Freien Universität Berlin widmete sich der ethnografischen und wissenssoziologischen Untersuchung hochqualifizierter Migrant*innen in Guangzhou. Von 2020 bis 2024 war sie in der empirischen Rassismusforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin, dem Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung sowie der Technischen Universität Berlin tätig. Seit Oktober 2024 lehrt sie am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Forschungsinteressen umfassen die chinesische Soziologie mit Fokus auf Geschlechterverhältnissen, Urbanisierung und Migration, diasporische Perspektiven auf Migration und die postmigrantische Gesellschaft, kulturelle Selbstrepräsentation sowie (dekoloniale) Erinnerungskulturen mit Bezug auf den Asien-Pazifik-Raum. Sie ist Mitglied des Netzwerks korientation e.V.