Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Afrikaans

(Dozent: Dr. Christfried Naumann)

Afrikaans ist eine der großen Sprachen Südafrikas (seit 1994 eine von 11 Amtssprachen) und wird von ca. 7,2 Millionen als Muttersprache und von ca. 15 Millionen als Zweitsprache gesprochen. Die Sprache ist in der Republik Südafrika (6,9 Millionen MuttersprachlerInnen/13,4 %), in Namibia (180 000/8,7 %), Botsuana (8 000/0,4 %) und tw. in angrenzenden Staaten verbreitet. Im Westkap, im Nordkap sowie im Süden Namibias stellt sie die Sprache der Bevölkerungsmehrheit dar. Sie wird aber auch in anderen Provinzen Südafrikas weit verwendet, z.B.. im Free State, in der Nordwest-Provinz, in Gauteng und in Mpumalanga. Dabei wird Afrikaans, ähnlich wie die anderen südafrikanischen Verkehrssprachen (v.a. Sotho/Tswana und Zulu/Xhosa), im Kernsprachgebiet besonders auf dem Land (d.h. in Farmgebieten) benutzt, während die Zentren der Metropolen stärker englisch geprägt sind (z.B. Kapstadt, Johannesburg oder Windhoek). Große Diasporas finden sich in Australien (35 000), Neuseeland (21 000), Großbritannien und den USA (SprecherInnen-Zahlen nach Wikipedia 2016).

Afrikaans ist eine aus der regionalen Varietät des Holländischen ("Kapholländisch", ca. 17. – 19. Jahrhundert) hervorgegangene germanische Sprache, die im Kontakt v.a. mit SprecherInnen südafrikanischer und südostasiatischer Sprachen (z.B. Kap-Khoekhoe und Malaiisch) merklich beeinflusst wurde, so dass es auch als Halb-Kreol eingestuft wird. Es ist jedoch weiterhin gegenseitig verständlich mit Niederländisch und Flämisch. Im Laufe des 18. Jahrhunderts entwickelte das Kapholländisch Unterscheidungsmerkmale zum Niederländischen. 1861 wurde das erste Buch in Afrikaans veröffentlicht; die erste Grammatik und das erste zweisprachige Wörterbuch folgten 1876 bzw. 1902. Erst 1925 wurde es von der südafrikanischen Regierung als vom Niederländischen unabhängige Sprache anerkannt.

Während der Zeit des Apartheid-Regimes (1948 – 1994) wurde Afrikaans als einzige offizielle Sprache Südafrikas neben Englisch massiv gefördert und z.T. gegen den Willen der Bevölkerung als solche landesweit durchgesetzt, was u.a. ein Auslöser für Proteste war (Soweto 1976) und mit zum Ende der Apartheid führte. Deswegen wird Afrikaans auch noch heute negativ mit der Apartheid-Zeit assoziiert. Afrikaans ist aber die Muttersprache sehr diverser Bevölkerungsgruppen im Westen Südafrikas und spiegelt damit die vielfältige Geschichte vor allem der Kapregion als holländisches Kolonialgebiet wider.

Drei wesentliche Dialekte werden unterschieden: Das Ost-Afrikaans (Oosgrens-Afrikaans), auf dem die Schriftsprache basiert, das (West-)Kap-Afrikaans (Kaapse Afrikaans) sowie das Orange River Afrikaans (Oranjerivierafrikaans), welches stärker durch Khoekhoe-sprachige Gruppen beeinflusst wurde.

Sprachbeispiel
Standard-Afrikaans: En ek sê vir julle, wat soek julle hier by my? Ek soek julle nie! Nee, gaan nou weg!
Kap-Afrikaans: En ik seg ve' djille, wat soek djille hie' by my? Ik soek'ie ve' djille nie! Nei, gaat nou weg!
Niederländisch: En ik zeg (tegen) jullie: wat zoeken jullie hier bij mij? Ik zoek jullie niet! Nee, ga nu weg!
Deutsch: Und ich sage euch, was sucht ihr hier (bei mir)? Ich will euch nicht! Nein, geht jetzt weg!

Sprachkurs

Die ersten beiden Semester des Sprachkurses Afrikaans (mit Deutsch als Unterrichtssprache) werden auch im Kooperationsneztwerk Digitale Lehre afrikanischer Sprachen angeboten (für Studierende bestimmter anderer Institute der Afrikawissenschaften in Deutschland und Österreich), so dass dieser Kurs digital (teilweise auch hybrid) stattfindet. Der Kurs basiert auf den Lehrbüchern Colloquial Afrikaans (Donaldson 2000) sowie Teach Yourself Afrikaans (McDermott 2005).

Der Kurs im Wintersemester 2024/25 beginnt am 22. Oktober 2024 8:00 Uhr mit der organisatorischen Einführung (per Zoom und mit der Möglichkeit, in Präsenz am Seminar für Afrikawissenschafften im Raum 410 teilzunehmen) und dann regulär am 24.10. 8:00 Uhr digital. Spätestens zum 17. Oktober werden per E-Mail genauere Informationen verschickt. Ein Skript zum Kurs und weitere Materialien (u.a. Vokabeldateien für ANKI) werden angeboten. Für Teilnehmer:innen ist es empfehlenswert, sich bei Gelegenheit ein Wörterbuch anzuschaffen.

 

Referenzen
Donaldson, Bruce C. 1993. A Grammar of Afrikaans. Berlin: Mouton de Gruyter.

Donaldson, Bruce. 1994. Afrikaans. In Ekkehard König & Johan van der Auwera (eds.), The Germanic Languages, 478–504. London: Routledge.

Donaldson, Bruce. 2000. Colloquial Afrikaans: The Complete Course for Beginners. London: Routledge.

McDermott, Lydia. 2005. Teach Yourself Afrikaans. Hodder Arnold: London.
Roberge, Paul T. 2002. Afrikaans: considering origins. In Rajend Mesthrie (ed.), Language in South Africa, 79–103. Cambridge: Cambridge University Press.

 

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Afrikaans im Internet (Links): s. Seminar für Afrikawissenschaften/Afrika im WWW/Afrikaans