Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

"Kindheits-Begegnungen". Wahrnehmung und Gestaltung der frühen Lebensphase in Japan am Übergang zur Moderne

 

Fast jeder Reisende hat das Wort des englischen Gesandten Alcock wiederholt, dass Japan das Paradies der Kinder sei, und mit Recht.

So äußerte sich (Mori Ôgais Lehrer) Erwin Baelz, der seit 1876 als Professor der Medizin an der Kaiserlichen Universität zu Tokyo lehrte, im Jahr 1894 über den Umgang mit Kindern in Japan. Zahlreiche Reisende bestätigten seine Beobachtungen, und vergleichbare Passagen wurden zu einem festen Bestandteil der japanophilen, aber auch der reformpädagogischen Literatur um das Jahr 1900. Dagegen bezweifelten japanische Sozialreformer und Pädagogen, dass ihr Land Kindern paradiesische Verhältnisse biete. Ihre Entdeckung ,moderner’ Vorstellungen von Kindheit und Jugend in Europa und Nordamerika bestärkte sie darin, überkommene Erziehungsmethoden und traditionelles Familienleben zu kritisieren und eine neue Gestaltung der frühen Lebensphase zu fordern.

Die unterschiedlichen Wahrnehmungen unterstreichen, dass es sich um ein faszinierendes Kapitel der globalen Kindheitsgeschichte handelt. Tatsächlich hat die Frage, was Japans rascher Übergang in die Moderne für junge Menschen bedeutete, in unterschiedlichen Disziplinen größere Aufmerksamkeit erfahren. Um neue Ergebnisse vorzustellen und um zur Vernetzung beizutragen, widmeten sich - mit Unterstützung der Tôshiba International Foundation - eine Wanderausstellung (2016-18), eine Vortragsreihe (Sommersemester 2016 und Wintersemester 2016/17) sowie ein Workshop mit internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern diesem Aspekt der Begegnung zwischen Ostasien und Europa.

Sonderausstellung: "Ein Paradies der Kinder. Der westliche Blick auf Kindheit in Japan um 1900"

Vortragsreihe: "Japanische Kindheit in der Meiji-Zeit"

Workshop: "Children and Childhood in Meiji Japan"

Publikation: Die überarbeiteten Beiträge zu dem Workshop und Übersetzungen ausgewählter Forschungsbeiträge japanischer Kindheitshistoriker gehen in eine Publikation zur Geschichte japanischer Kindheit in der Meiji-Zeit ein.