Zeichen-Welten: Imaginäre Reisen des Illustrators Kusamori Shūichi
Ausstellung in der Mori-Ōgai-Gedenkstätte, Oktober 2025 bis September 2026
- https://www.iaaw.hu-berlin.de/de/ostasien/mori/aktuelles/zeichen-welten
- Zeichen-Welten: Imaginäre Reisen des Illustrators Kusamori Shūichi
- 2025-10-30T18:00:00+01:00
- 2026-09-30T16:00:00+02:00
- Ausstellung in der Mori-Ōgai-Gedenkstätte, Oktober 2025 bis September 2026
- Wann 30.10.2025 18:00 bis 30.09.2026 16:00
- Wo Berlin
- Name des Kontakts Nora Bartels
- Telefon des Kontakts 030 2093 66933
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Im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht das 2018 erschienene Artbook Winterkönig (Fuyu no ō), mit dem der renommierte Anime-Illustrator Kusamori Shūichi eine große Zahl seiner charakteristisch fantasievollen und detailreichen Bleistiftzeichnungen vorstellte. Inspiriert wurde Winterkönig von der japanischen Übersetzung der Erzählung Erling des deutsch-jüdischen Schriftstellers Hugo Landsberger (Pseudonym: Hans Land), die Mori Ōgai 1912 veröffentlichte.
Die Eröffnung findet am 30. Oktober um 18 Uhr c.t. statt.
Hans Lands kurze Reiseskizze aus dem Jahr 1906, die im deutschsprachigen Raum weitgehend vergessen, doch in Japan wohlbekannt ist, entführt in die beeindruckende Meereslandschaft Dänemarks, deren Einsamkeit die Geschichte eines tragischen Lebens birgt. Kusamori greift zentrale Elemente der Handlung auf; seine Zeichnungen verflechten indessen europäische Elemente aus unterschiedlichen Zeitschichten und mythisch Wirkendes zu einer atmosphärisch dichten Welt, die weit über den Erzählraum der literarischen Vorlage hinausgeht. Sie laden ein, sich auf eine ausgedehnte Reise zu begeben, welche die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Traum mühelos überschreitet.
In Kooperation mit der Riekeles Gallery, Potsdam, zeigt die Ausstellung eine Auswahl der Originalzeichnungen und stellt sie Kusamoris wegweisenden Arbeiten für Animationsfilme wie Metropolis (2001) sowie den jüngst entstandenen Illustrationen gegenüber, die den Schauplatz des Science-Fiction-Romans Perdido Street Station (2000) des britischen Autors China Miéville aufscheinen lassen. Diese Arbeiten präsentieren bekanntlich nicht weniger faszinierende Reisen zu imaginären Orten.
Wissenschaftliches Anliegen des Ausstellungsprojekts ist es, den kreativen Prozess der Verflechtung und seine vielfältigen visuellen Quellen herauszuarbeiten. Solche Inspiration schließen persönliche Reisen in Ostasien und Europa bzw. deren fotografische Dokumentationen wie auch Publikationen zur Architekturgeschichte ein, die vom Kölner Dom bis zu den Bauten reichen, die der österreichische Architekt Otto Wagner um 1900 in Wien errichtete.
Kusamori Shūichi 草森秀一 wurde 1961 in der Präfektur Kanagawa als Hirata Shūichi geboren. Nach dem Studium an der prestigereichen Tokyo Designer Academy war er an Projekten beteiligt, die den japanischen Animationsfilm global als anime bekannt machten – darunter Grave of the Fireflies (1988), Patlabor (1989) und Ghost in the Shell (1995). Als etablierter Art Director zeichnete er für minutiös ausgearbeitete fiktiven Stadtlandschaften verantwortlich und legte damit den Grundstein für den weltweiten Erfolg von Metropolis (2001), Innocence (2004), Psycho-Pass (2012–23) und anderen Filmen bzw. Serien. Im Jahr 2006 gründete er mit seiner Frau die Firma Taro House, für die er bis heute als Art Director tätig ist.
Als Illustrator führt Kusamori seine Werke auf Papier (mit Bleistift, Pinsel und Gouachefarben) wie auch digital aus. Er ist für die aufwendigen Recherchen, die souveräne Technik und die Detailbesessenheit bekannt, die in die Schöpfung seiner oftmals dystopischen Universen eingehen. Seit einiger Zeit arbeitet er – in freier Zusammenarbeit mit japanischen Verlagen – an der visuellen Adaption literarischer Erzählungen unterschiedlicher Genres. An diesen Projekten reizt Kusamori nicht zuletzt die größere kreative und zeitliche Unabhängigkeit.
Bild: Aus dem Artbook Winterkönig (2018). © Kusamori Shūichi & Riekeles Gallery, Potsdam