Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Boxen und urbane Ordnung in Accra, Ghana, von den 1930er bis zu den 1960er Jahren

 

Förderinstitution:         Deutsche Forschungsgemeinschaft

Leitung:                      Prof. Dr. Andreas Eckert

Mitarbeiter:                 MA Jan Dunzendorfer

Projektdauer:              02/2009 - 01/2011

 

Im 20. Jahrhundert wurde Sport zu einem tragenden Element im Konstrukt nationaler Identitäten. Im Falle der westafrikanischen Nation Ghana war es der Boxsport, der neben dem Mannschaftssport Fußball zur wichtigsten Disziplin für nationale Sportmythen und sportlich-körperliches Selbstverständnis wurde. In der Kolonie Goldküste, dem späteren Ghana, in den 1930er Jahren unter britischer Kolonialherrschaft eingeführt, avancierte Boxen innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer Sportart, in der ghanaische Sportler sowohl im Amateur- als auch im Profiboxen zu internationaler Anerkennung kommen konnten. Doch fungierte dieser Sport hier nicht nur als Baustein eines nationalen Selbstverständnisses, sondern auch als Metapher im Kampf um Emanzipation aus rassistischen Lebenswelten, als Konstitutive ethnischer Identität in lokalen Zusammenhängen, als Körperpraxis einer urbanen Arbeiterklasse und als grundlegende Manifestation von Männlichkeit.

Das vorliegende Projekt – die historische Rekonstruktion der Begründung und Entwicklung des Boxsports in Goldküste/Ghana – will einen Fachbeitrag sowohl zu den Leisure and Sports Studies als auch zur Geschichte Ghanas liefern, ohne dabei aber in die Form einer chronologischen Sportberichterstattung zu fallen oder Hagiographien ghanaischer Boxer fortzuschreiben.

Vielmehr richtet das sozial- und kulturhistorische Forschungsvorhaben seine Aufmerksamkeit auf geschlechtliche, ethnische, „rassische“, soziale und regionale Kategorien, anhand derer die soziokulturelle Ordnung des ghanaischen Boxsports untersucht werden soll. Dabei sind sowohl die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen kolonisierten Subjekten und Kolonialmacht im Prozess der Dekolonisierung der Kolonie Goldküste und der Nationenwerdung Ghanas von Interesse als auch die gesellschaftlichen Dynamiken, in denen das in den 1930er Jahren neu aufkommende Boxen zu einer der prominentesten Sportarten des Landes wurde.

Boxing Ghana - Teilprojekt III in: "Sport Körper Subjekt. Sportgeschichte als Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der Moderne"