Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

A documentation of the remnant Baka-Gundi language Limassa

Promotionsprojekt

 

(Eine Dokumentation der Baka-Gundi Restsprache Limassa)

Doktorand: Benedikt Winkhart

Betreuer: Prof. Dr. Tom Güldemann

Förderorganisation: ELDP (Endangered Language Documentation Programme) - SOAS University of London 

Förderperiode: 07/2016 - 08/2020

Projektbeschreibung

Dieses Promotionsvorhaben hat die Dokumentation des Limassa zum Thema. Es handelt sich um eine stark bedrohte Sprache, die im zentralen Afrika, spezifisch in Bomassa im nördlichen Kongo, gesprochen wird. Limassa gehört dem Baka-Gundi Unterzweig der Mundu-Baka Sprachfamilie an, die wiederum den sog. Ubangi-Sprachen untergeordnet wird. Es handelt sich um die einzige sicher belegte nicht-Pygmäen-Sprache innerhalb des Baka-Gundi. Limassa ist möglicherweise der Ursprung des Baka-Pygmäen-Sprachkomplexes.

Im Nordkongo, wie vielerorts in Afrika, laufen viele kleine Lokalsprachen Gefahr marginalisiert zu werden. Vor Ort sind das Ngundi, das Sango und das Lingala aber auch die ehemalige europäische Kolonialsprache Französisch einflussreiche Verkehrssprachen. Darüber hinaus ist die weitere Region durch hohe linguistische Komplexität geprägt. Vor allem herrscht dort eine große Varianz und hohe Sprachendichte. Schließlich und daraus resultierend ist ein hohes Maß an multidirektionalem Sprachkontakt charakteristisch für weite Teile der Region. Ebendiese und weitere Faktoren führen dazu, dass das Limassa und damit auch die individuelle Kultur seiner Sprecher heutzutage an den Rand der Existenz gedrängt werden. Zwar ist die Sprachvermittlung an die nächsten Generationen noch aktiv, doch spricht eine aktuelle Schätzung der Sprecherzahl von höchstens 45 Individuen für sich.

Ziel des Vorhabens ist eine umfangreiche und vielseitige Dokumentation des bis dato kaum erforschten Limassa. Dies beinhaltet Untersuchungen auf phonetisch/phonologischer sowie morpho-syntaktischer und syntaktischer Ebene. Um dem nur bruchstückhaften Wissen über die Sprachträger und ihrer Sprache angemessen entgegenzutreten, widmet sich das Projekt zu Anfang verstärkt und weiter während der gesamten Dauer des Projektes einer ethno- und sozio-linguistischen Untersuchung und Bestandsaufnahme im weiteren Umfeld des Limassa. Es gilt eine detaillierte wissenschaftliche Beschreibung dieser bislang kaum beachteten Sprache sowie Wissen über deren Sprecher und ihre Kultur und Traditionen zu produzieren. Mein Promotionsvorhaben reiht sich damit in das Unterfangen der Linguistik ein, bedrohte Sprachen zu dokumentieren und somit Kultur zu konservieren.

Mit Ausnahme weniger kurzer Wortlisten existiert bis heute kein nennenswerter Datenkorpus zum Limassa. Frühe Beiträge sind bereits über einhundert Jahre alt, so etwa Ouzilleau (1911). Auch rezentere Forschung ist auf die Erhebung lexikalischer Daten beschränkt. Klieman (1993) enthält Datenmaterial im Umfang von etwa 300 Wörtern. Grammatikalische Informationen existieren bisher nicht. Auf dieser Basis wird das Limassa derzeit dem Ubangi zugeordnet. Die aktuellste Klassifikation geht auf Boyd (1989) zurück. Wie alle vorherigen Ansätze stütz sich auch dieser auf lexikalische Daten von geringem Umfang.

Nachdem primäres Datenmaterial auf dem Forschungsgebiet kaum existiert, baut das vorliegende Projekt besonders stark auf der Erhebung neuer Primärdaten auf. Zu diesem Zweck setzt sich das Vorhaben aus zwei miteinander verwobenen Teilen zusammen. Zum einen erfolgen über die Dauer der Promotion mehrere Feldaufenthalte in Bomassa mit Kontakt zur Limassa Sprechergemeinschaft. Diese dienen der Datenerhebung vor Ort. Zum anderen werden die erhobene Daten sprachwissenschaftlich ausgewertet und analysiert, bevor sie der Erstellung der gesamten Beschreibung, d.h. der Dissertation, zugeführt werden. Sprachdaten werden mittels Audio- sowie Videodokumentation erhoben und konserviert. Der Bewerber hat entsprechende Technische mittle für Ton- und Bildaufnahme und verfügt über die entsprechenden Kenntnisse zu deren optimaler Verwendung. Aufnahmesessions werden separat archiviert und annotiert. Die Datenauswertung ist auch in Zusammenarbeit mit Muttersprachlern geplant.

Ablaufplan

Juli, August 2016: Projektvorbereitung (Heimatinstitut)

-Zusammenstellung von grundlegenden Daten zum Baka, der nächsten verwandten Sprache des Limassa. Enge strukturelle Parallelen zum Limassa sind zu erwarten.

-Erstellen eines Toolbox Projektes auf Basis der lexikalische Daten aus den verfügbaren Quellen.

-Vorbereitung des Feldaufenthalts, geplant für September 2016

 

September, Oktober, November 2016 (Feldforschung)

-Soziolinguistisches Survey der Region um Bomassa.

-Identifizierung der Sprechergemeinschaft und möglicher Sprachinformanten.

-Testlauf des technischen Aufnahmeequipments und erste Datenerhebung.

-Dokumentation von Sprecherbiographien und historischen sowie sozio-kulturellen Berichten der Gemeinschaft.

-Erhebung von Wortlisten und Daten, die für die phonologische Untersuchung benötigt werden, sowie von kurzen Texten.

-Transkription und Übersetzung in Zusammenarbeit mit Sprachinformanten.

 

Dezember 2016 – Juni 2017 (Heimatinstitut)

-Analyse des Soziolinguistischen Surveys.

-Auswertung der erhobenen linguistischen Daten.

-Erarbeiten von Surveys und Fragebögen (für zukünftige Feldforschung in Bomassa)

-Vorstellung des Projektes im Afrikalinguistischen Kolloquium an der Humboldt-Universität zu Berlin (Wintersemester 2016/17).

-Annotation der erhobenen Daten in Toolbox.

-Annotation der erhobenen Daten in Praat und ELAN.

-Einreichen der annotierten Daten aus der Feldforschung an ELAR

-Weiterführende Planung des Dokumentationsprojektes und der Analyse der Sprache Limassa.