Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Fassade statt Struktur? Der japanische Architekt Togo Murano

Digitaler Vortrag von Hubertus Adam, Zürich, am 18. November 2021

 

 

World Piece Memorial Church Hiroshima 1954

Weltfriedenskirche zu Hiroshima (Foto: Hubertus Adam)

 

Gemäss einer Aussage des japanischen Architekten und Architekturhistoriker Terunobu Fujimori kann man Togo Murano (1891-1984) als den eigentlichen Gegenspieler von Kenzo Tange ansehen: Tange interessierte sich vorrangig für Struktur, Murano für Fassade. Tange, führender Exponent des Metabolismus und gut vernetzt, erzielte früh internationale Aufmerksamkeit, während Murano ausserhalb seines Landes vergleichsweise unbekannt blieb. Dabei gab es durchaus Kontakte nach Europa: 1930 bereiste er den Kontinent, und eines seiner Hauptwerke, die Weltfriedenskirche in Hiroshima (1954) wurde auf Initiative von Hugo Makibi Enomiya-Lassalle weitgehend durch deutsche Spenden finanziert. Genug Gründe also für den Rückblick auf ein architektonisches Schaffen, das sich über mehr als fünf Jahrzehnte erstreckte und eine beeindruckende, vielleicht aber auch schwer zu fassende stilistische Vielfalt umfasst – von der klassischen Moderne bis zur Postmoderne.

Es handelte sich um einen Beitrag zur Vortragsreihe "Architekturen der Begegnung", die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität organisiert wird.


 

 

Porträt Hubertus Adam.png

 

Hubertus Adam (*1965 Hannover, Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Archäologie) ist freiberuflicher Kunst- und Architekturhistoriker sowie Architekturkritiker und Kurator. 1996/97 war er Redakteur der Bauwelt in Berlin, 1998-2012 der archithese in Zürich. 2010-15 leitete er als Direktor des S AM Schweizerisches Architekturmuseum in Basel. Seit 2020 verantwortet er als Chefredakteur erneut das inhaltliche Profil von archithese.

Er ist als Juror sowie als Referent, Moderator und Gastkritiker für diverse internationale Institutionen und Hochschulen tätig. 2004 erhielt er den Swiss Art Award für den Sektor Kunst- und Architekturvermittlung.

Adam veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur zeitgenössischen Architektur, über die Architektur des 20. Jahrhunderts, zur Kunst und Bildhauerei um 1900, zur Designgeschichte, zur Landschaftsarchitektur, zum Bühnenbild und über das Thema Denkmal. Einer seiner Schwerpunkte ist überdies die neuere Entwicklung der Architektur in Japan und ihre Beziehung zum Westen. Zusammen mit Susanne Kohte und Daniel Hubert gab er 2018 Dialoge und Positionen – Architektur in Japan (Birkhäuser Verlag, Basel) heraus.