Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Asien- und Afrikawissenschaften

Selbst-Verständnis zwischen den Kulturen

Schüler:innen geben der Berliner Novelle des japanischen Schriftstellers Mori Ōgai eine Stimme

Identitätsfindung zwischen den Kulturen und die Suche nach einer eigenen Stimme im Transformations- und Übersetzungsprozess sind zwei Kernthemen in Moris umfangreichen Werk. Sie stehen im Fokus des Projekts „Selbst-Verständnis zwischen den Kulturen“.

In der mehrtägigen Veranstaltung, im Jahr 2023 in Zusammenarbeit mit dem Rheingau-Gymnasium, laden wir Schüler:innen dazu ein, selbst eine Lesart der Berliner Novelle „Die Tänzerin“ zu erarbeiten. Die Teilnehmer:innen haben die Möglichkeit, Themen der Erzählung gemeinsam zu erörtern, zu diskutieren und eigene Bezugspunkte zu finden. In diesem Prozess entstehen von den Schüler:innen gelesene Aufnahmen von Textauszügen, die als Audioangebot in der Gedenkstätte abrufbar sind. Die Bedeutung des Lesens als Erfahrung und Aneignung wird dabei im doppelten Sinne deutlich: So, wie Moris Lektüre europäischer Literatur sein Selbstverständnis und seine Arbeit transformiert hat, haben auch seine Werke das Potential, Horizonte zu erweitern und den Blick aufs eigene Ich zu verändern.

 

Maihime-Cover

Einband einer japanischen Ausgabe von „Die Tänzerin“

 

Das Projekt wird durch die ALG (Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstät­ten e. V.) im Programm „Vererbt, vergöttert, vergessen? Über die Bedeutung und Vermittlung von Literatur als kulturelles Erbe“ gefördert. „Erbe“ bedeutet hier durch die aktive Einbeziehung der Teilnehmer:innen nicht (nur) das eigentliche, hinterlassene Œuvre, das auch hundert Jahre nach Moris Tod Japan noch bewegt. Als „Erbe“ wird vielmehr die dynamische Aneignung des Stoffes und seiner Themen verstanden; die reflektierte Konfrontation mit der anderen Kultur, welche vielfältige Anregungen und Denkanstöße gibt. Medium dieses Prozesses ist Literatur in ihrer Eigenschaft als phantasievoller Erprobungsraum des Künftigen (Otmar Ette). Mori Ōgai nimmt damit einmal mehr die Rolle als transkultureller Vermittler ein, um die Teilnehmer:innen, aber auch die später Hörenden, zu Gedanken über den Wert transkultureller Erfahrungen und über eigene Identitätsvorstellungen anzuregen.

 

 

Gefördert von der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstät­ten e. V. im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf­grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages

Gefördert von der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstät­ten e. V. im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf­grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.